Was kommt nach der Schulzeit? Soll ich eine Ausbildung machen, eine weiterführende Schule besuchen oder studieren? In welchen Bereich soll ich gehen? Welche Fähigkeiten benötige ich für welchen Beruf? Mit diesen Fragen beschäftigen sich viele Schülerinnen und Schüler aus den achten Klassen seit einigen Wochen in Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern, Schulsozialarbeitern und Berufseinstiegsbegleitern.
Um zu entdecken, in welche berufliche Richtung es gehen könnte, haben die Schülerinnen und Schüler der Lohrtalschule und der Schefflenztalschule seit diesem Schuljahr 2018/2019 eine ganz besondere Möglichkeit, dies anhand eines Schulprojekts zur beruflichen Orientierung herauszufinden. Dies ist ein Zusatzangebot im Rahmen der beruflichen Orientierung außerhalb des Regelunterrichts und dient als Orientierung für die Berufs- und Studienwahl auf der Grundlage von Praxiserfahrungen. Dabei haben Schülerinnen und Schüler der WRS die Gelegenheit intensive Einblicke in die Arbeitsabläufe an den beruflichen Schulen zu erhalten. Vorab konnten die Werkrealschüler der Klassenstufe 8 auswählen, in welchem Bereich der Berufsschulen im Schulzentrum Schillerstraße sie schnuppern wollen.
Statt Theorie zu Pauken, wurden zunächst an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im sozial-pflegerischen Bereich Aufträge bearbeitet, sowie Dienstleistungen simuliert und danach an weiteren fünf Tagen die verschiedenen Bereiche der gewerblichen-technischen Berufsschule beleuchtet, wo Werkstücke gefertigt, Produkte repariert oder gebaut wurden. Die Schülerinnen und Schüler lernten im Rahmen des Projektes anhand einer realen beruflichen Aufgabenstellung Problemlösungsstrategien kennen und durften diese in neuer Umgebung umsetzen.
In der Gewerbeschule Mosbach wurden die Bereiche Elektro-, Metall-, Bau-, KFZ- und Farbtechnik erkundet. So wurde zum Bespiel im Bereich Metall ein Metallständer für Kerzen gefertigt, welchen die Schüler sogar mit nach Hause nehmen durften. Die dafür erforderlichen Arbeitsschritte erklärte der Lehrer des Metallbereichs in sehr übersichtlicher Art und Weise und überlies dann den Schülern nach kurzer Einweisung die weitere Arbeit an den Maschinen, wo sie Bohren, Biegen und sogar Stanzen durften. Diese Tätigkeiten und insbesondere die Maschinen begeisterten die Schüler bei ihrer Arbeit während der Fertigstellung des Produktes. In der KFZ-Abteilung hatten die Schüler die Möglichkeit tiefe Einblicke in die aktuelle Technik zu erhalten und angeleitete Arbeiten an Motoren zu verrichten, die sonst so nicht möglich gewesen wären. Auch in den anderen Bereichen haben die Lehrkräfte der Gewerbeschule berufstypische und alltagsnahe Aufgaben gestellt, welche keine Langeweile aufkommen ließen. So war der Unterricht in den Werkstätten von viel Abwechslung und Praxisbezug geprägt, wodurch die Schüler große Neugierde und Tatkraft entwickelten.
In der Augusta-Bender-Schule konnten sich die Schüler/-innen in den Berufsfeldern Landwirtschaft, Hauswirtschaft, Pflege und Erziehung informieren. Im pflegerischen Bereich erhielten die Jugendlichen unter anderem Einblick in die Krankenbeobachtung, speziell ging es dabei um die Vitalzeichenkontrolle von Puls und Atmung und der Blutdruck wurde gemessen. In der Abteilung Sozialpädagogik (Ausbildung zum/r Erzieher/in) übernahm eine Schülerin die Rolle der Erzieherin, die anderen Schüler/-innen die Rolle der Kinder, und führte eine Bildbetrachtung zum Thema „Freundschaft und Zusammenhalt“ durch. Anschließend wurde gemeinsam reflektiert, welche Aufgaben ein/e Erzieher/in hat und welche Werte und Kompetenzen sie mit einer Bildbetrachtung vermitteln und fördern kann. Im Bereich Ernährung und Hauswirtschaft standen die Haus- und Tischdekoration sowie die Nahrungszubereitung in den Küchen im Vordergrund. Bei den Landwirten bauten die Jugendlichen selbstständig einen Nistkasten für den heimischen Garten.
Abschließend wurden die neu gewonnenen Erkenntnisse im Klassenverband aufgearbeitet, reflektiert und in einer Sammelmappe dokumentiert. Zudem gab es seitens der Berufsschulen noch ein Zertifikat für die Teilnahme an diesem Projekt.
Die Schüler wurden bei der Entfaltung ihrer Stärken unterstützt und konnten notwendige Fertigkeiten erlernen, die für eine Ausbildung wichtig sind. Denn wer seine Talente, seine Begabungen und Wünsche besser kennt, erhöht seine Chancen bei der Arbeitssuche und die Wahrscheinlichkeit, in seinem Beruf zufrieden und erfolgreich zu sein. Daher sind alle Beteiligten froh, dass dieses Projekt auch in den kommenden Jahren fest im Schuljahr der 8. Klassen verankert werden soll.